17.11.2019
Unsere Märchenstadt Buxtehude träumt von Entlastung im Straßenverkehr.

Interview mit Ulrich Felgentreu, grünes Ratsmitglied in Buxtehude
Redaktion:
Hey Uli wir stehen hier vor riesigen Sandhaufen und zur Zeit einer Brücke ins nirgendwo? Viele Buxtehuder fragen sich, ist das die langersehnte Verkehrsentlastung für unsere schöne Stadt?
Ulrich Felgentreu:
Nein auf keinen Fall, aber dazu später!
Redaktion:
Seit 2010 plant der Landkreis die Wohngebietsstraße Rübker Straße in einem Neubau zum Zubringer der A 26 umzuwidmen. Wie ist hier der aktuelle Stand?
Ulrich Felgentreu:
Nach 3 verschiedenen Planungsauslegungen, 2 Erörterungsterminen und dem ersten Ortstermin der Planer schon im Jahr 2016 ist nun am 19.11.2019 das Verwaltungsgericht in Stade am Zug.
Redaktion:
Im Laufe der Jahre haben sich nicht nur die Verkehrsprognosen deutlich erhöht, sondern mit diesen auch die Belastungen der Anwohner und die der nachfolgenden Straßenzüge und Verkehrsknoten durch die Stadt erheblich verschlechtert. Passen diese Belastungen eigentlich noch in ein modernes notwendiges Mobilitätskonzept?
Ulrich Felgentreu:
Nein, diese Belastungen widersprechen genau diesem notwendigen Mobilitätskonzept. Diese Planung ist nicht die Planung der Stadt Buxtehude, sondern des Landkreises der dabei auf vehementen Druck auf die Stadt ausgeübt hat und ausübt. Bei der Erstellung des Gesamtverkehrskonzeptes der Hansestadt Buxtehude für den Prognosezeitraum 2030 führt diese Planung zu einem Verkehrskollaps des nachführenden Straßennetzes im Bereich vom Ellerbruchtunnel und den weiterführenden Straßen. Somit verschärft die Planung des Landkreises, die jetzt schon ohnehin starken Verkehrsbelastungen, in diesen Bereichen.
Redaktion:
Durch den Klimawandel und unter Berücksichtigung der Klimaschutzziele muss auch jede einzelne Kommune seinen Beitrag leisten und die gesteckten Ziele selbst umsetzen. Ist das mit dieser Planung möglich?
Ulrich Felgentreu:
Mit dieser Planung sind diese Ziele auf keinen Fall erreichbar. Bei einem Verkehrsaufkommen von 30.000 bis 36.000 Fahrzeugen auf den Knotenpunkten mit der Note F im Verkehrsfluss werden diese Ziele torpediert. Damit schaffen wir eine Steigerung des Transitverkehrs in MITTEN DURCH DIE STADT. Das verstehen wir nicht unter einer zukunftsorientieren Verkehrsplanung mit dem Ziel der notwendigen Mobilitätswende.
Redaktion:
Was würde unser Buxtehuder Otto Wicht, der Erfinder der Tempo 30-Zone, dazu sagen?
Ulrich Felgentreu:
Es war einmal eine Stadt, die Vorreiter bei innovativen Verkehrsberuhigungen war, hier wurden die Tempo 30 Zonen erfunden und bundesweit eingeführt. Bei der Mobilitätswende würden wir bei Umsetzung dieser Planung den Anschluss verlieren. Schade, dass in dieser Stadt diese Weitsicht abhandengekommen zu sein scheint.
Bei der Umsetzung der abstrusen Planung vom Landkreis Stade würde es nicht zu einer Verkehrsentlastung, sondern nachweislich zu einer Verschlechterung des ohnehin schon schleppenden Verkehrsflusses im Bereich der neuralgischen Verkehrsknotenpunkte kommen. Wer das noch für ein Märchen hält, kann sich gerne mal die Ergebnisse des Büros Planersozietät die das Gesamtverkehrskonzept im Auftrag der Hansestadt Buxtehude erstellt hat, ansehen.
Dort wo Städte und Kommunen an der Mobilitätswende arbeiten werden die Verkehrsströme so geplant, dass Sie nicht mehr in „mitten durch die Stadt“ sondern um diese herumführen. Mit dieser Planung wird Buxtehude die Mobilitätswende garantiert verschlafen. Dort steht es schwarz auf weiß Die Note F für den Verkehrsfluss ist kein Märchen, sondern würde Realität werden.
Redaktion:
Zurück zur ersten Frage, die noch unbeantwortet ist.
Ulrich Felgentreu:
Auf der Kreuzung Harburger Straße/Konrad-Adenauerallee und Rübker Straße würden dann täglich bis zu 36.000 Fahrzeuge fahren. Das sind deutlich mehr als auf dem zurzeit am stärksten belasteten Abschnitts der B73 im Bereich von Buxtehude. Wie kann man hier von einer Verkehrsentlastung ausgehen??
Mit Gewalt soll eine Wohngebietsstraße in einen Zubringer umgewidmet werden. Die Straße ist bei einem zweispurigen Bau nicht für diesen Verkehr gewappnet auch die 3 Meter hohen Lärmschutzwände erfüllen nicht die gesetzlichen Lärmschutzverordnungen. Die aus dem Bau heraus notwendigen Anliegerstraßen sind eine Zumutung für alle Verkehrsteilnehmer. Der Bau bedeutet eine Einhausung ohne Deckel auch für die Autofahrer. Rettungsgasse? Fehlanzeige! Einhaltung der Geschwindigkeit? Winterdienst? Pannendienst? Auf dem geplanten Zubringer ist unter diesen Umständen und der Verkehrsprognose ein permanenter Stau vorprogrammiert. Das erinnert ein bisschen an die Planung für den Steg. Eine teure Ausgabe aber nur eingeschränkt nutzbar.
Redaktion:
Der Traum einer Verkehrsentlastung, ist mit dieser Planung in weite Ferne gerückt. Danke Lieber Uli für das Interview.
Das Interview führte die Social-Media Redaktion der Grünen-Buxtehude.