Zum Antrag „Einrichtung eines Ideenwettbewerbs für die Buxtehuder Schülerinnen und Schüler“ von CDU und FDP
Eigentlich heißt es ja: „Wenn man nicht mehr weiter weiß, gründet man einen Arbeitskreis!“ Bei FDP und CDU werden die Anträge zum Thema Klima- und Umweltschutz scheinbar nach dem nicht ganz so schön klingenden Motto „Wenn man nicht mehr weiter weiß, sollen sich die Schülerinnen und Schüler etwas dazu überlegen und wir machen dazu einen coolen Wettbewerb!“ geschrieben. Diesen Eindruck erweckt zumindest der jüngst veröffentlichte Antrag von Susi Milewski (CDU) und André Grote (FDP), der den Titel „Umwelt macht Schule – Denken, Forschen, Handeln. Einrichtung eines Ideenwettbewerbs für die Buxtehuder Schülerinnen und Schüler“ trägt. Diese Forderung ist entlarvend für die Klimaschutzpolitik von CDU und FDP:
Die Dringlichkeit des Klimaschutzes und die verheerenden Auswirkungen eines ungebremsten Klimawandels sind anscheinend noch immer nicht verstanden worden. Nicht zuletzt die Studie des Wuppertal-Instituts zur Einhaltung des 1,5-°C-Ziels in Deutschland (https://epub.wupperinst.org/frontdoor/index/index/docId/7606) hat eindringlich gezeigt, wie entscheidend eine drastische Reduktion der Treibhausgasemissionen insbesondere innerhalb der nächsten fünf Jahre ist, um das nach dem Pariser-Klimaschutz-Abkommen verbindliche 1,5-°C-Ziel zu erreichen. Wir haben keine Zeit für Fake-Klimapolitik. Wir haben keine Zeit, noch zu prüfen, ob es gegebenenfalls möglich wäre, einen Ideenwettbewerb an den Buxtehuder Schulen durchzuführen, um anschließend die Ideen vielleicht zu diskutieren und ganz vielleicht sogar umzusetzen. Es würde viel über Nachhaltigkeit geredet und wenig bis gar nichts getan.
Die Botschaft „Fridays for Future“ ist – entgegen der Behauptung – offensichtlich mal sowas von gar nicht angekommen: Die zentrale Forderung von FFF lautet noch immer, dass die Politik endlich ihre Hausaufgaben macht, sich an das Pariser Abkommen hält und damit zukünftig ein gutes Leben auf diesem Planeten ermöglicht. Mit dem „Ideenwettbewerb“ drücken sich CDU und FDP vor ihrer Verantwortung und geben den Schülerinnen und Schülern noch mehr Hausaufgaben auf. Wie sollen wir das denn alles schaffen? Freitags müssen wir doch schon immer den Unterricht verlassen, um euch an eure Hausaufgaben zu erinnern. Ach ja, Klimaschutz ist ja was für Profis. Vielleicht sollten doch die Schülerinnen und Schüler übernehmen. Die haben’s anscheinend verstanden.
Denn FFF-Buxtehude und beispielsweise auch die UNESCO-AG an der Halepaghen-Schule haben bereits etliche „Ideen“ präsentiert – FFF sogar im Umweltausschuss der Stadt Buxtehude. Hier ein Link zu den Forderungen von FFF: https://buxtehudeforfuture.de/forderungen/ Die werden übrigens gerade u.a. von den bei FFF aktiven Schülerinnen und Schülern der HPS überarbeitet. Ich würde daher jetzt schon mal FFF-Buxtehude als ersten Sieger des Ideenwettbewerbs küren. So einfach kann es gehen. Umwelt hat schon Schule gemacht. Freitags auf den Straßen nämlich.
Dieser Antrag lenkt von dem Handlungsauftrag der Politik, ernsthaften Klimaschutz zu betreiben, ab. Anstatt den Schülerinnen und Schüler einen „Ideenwettbewerb“, ein eigenes Unterrichtsfach oder Kurse und Workshops zum Thema Umwelt- und Klimaschutz anzubieten, sollte die Politik ihrer Verantwortung gerecht werden und selbst in einen Ideenwettbewerb um die besten Ideen für effektiven kommunalen Klimaschutz treten. Ein paar Nachhilfekurse wären für einige Politiker offenbar auch nicht so schlecht. Gerne mit den Profis aus den Klassenzimmern – denn die haben die Dringlichkeit und Notwendigkeit des Handelns im Gegensatz zu ihnen wirklich verstanden.
Wir müssen jetzt handeln, um die absolute Katastrophe zu verhindern. Wir dürfen mit solchen symbolhaften Anträgen keine weitere Zeit verlieren. Wenn die Politik endlich angefangen hat, ihre Hausaufgaben zu machen, können wir meinetwegen auch einen „Ideenwettbewerb“ an den Buxtehuder Schulen einführen. Er kann aber niemals den Handlungsauftrag der Politik ersetzen. Die Botschaft von FFF wurde nicht verstanden. Note: ungenügend.
Philipp Bravos