„Mit Physik kann man nicht verhandeln und auch keine Kompromisse schließen“

Bericht vom Klimaforum am 21.5.22

Den entscheidenden Ausgangspunkt für die gut besuchte Veranstaltung formulierte Philipp Bravos, der für die Grünen im Buxtehuder Stadtrat sitzt: „Wir haben kein Wissens-, sondern ein Handlungsproblem.“ So auch Professor Dr. Mojib Latif in seiner Videobotschaft: „Mit Physik kann man nicht verhandeln und auch keine Kompromisse schließen“, sondern man müsse handeln. Notwendig sei ein Systemwechsel, „eine kulturelle Revolution“, weg von der bisherigen einseitigen Ausrichtung auf das Wachstum.

Die Umsetzung dieses Wandels müsse, so Bravos, auch in den Kommunen stattfinden. In diesem Sinne habe man den Ratsbeschluss, dass Buxtehude bis 2035 klimaneutral sein soll, gefasst. Dieser beinhaltet die Aufgabe, ein Klimaschutzkonzept zu entwickeln, dass konkret festlegt, wie wir dieses Ziel in Buxtehude erreichen können.

Mit dem Klimaforum, initiiert und durchgeführt von den Grünen, der SPD und der Linken, hat eine Veranstaltungsreihe begonnen, die die Lösung dieser Aufgabe im Dialog mit den Bürger*innen unterstützen soll. Dafür wurden verschiedene Fachleute, Vertreter der Stadtverwaltung und der Stadtwerke eingeladen. 

Peter Friemert vom Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt in Hamburg referierte über Potentiale für den Klimaschutz im Zusammenhang mit Gebäuden und Quartieren. Er zeigte verschiedene Möglichkeiten für Hauseigentümer*innen auf. Dabei ging es um Beratung, Gebäudecheck und Baubegleitung und entsprechende Förder- und Zuschussmöglichkeiten. Er wies auch darauf hin, dass es Klimaschutz nicht kostenfrei gebe: „Den müssen wir alle gemeinsam bezahlen.“ Bravos hatte in seinem Eingangsstatement allerdings betont, dass es im Sinne der Klimagerechtigkeit entsprechende Umverteilungen geben müsse. Nicht jeder könne und müsse gleich viel zahlen.

Wie eine gemeinsame Schulterung der Kosten funktionieren kann, erläuterte anschließend Robert Neumann von der BürgerEnergieBuxtehude. Diese Genossenschaft hat u.a. einen Windpark in Immenbeck finanziert, für den alle bezahlt haben - je nach Möglichkeit - und von dem alle profitieren. Er forderte die Teilnehmenden der Veranstaltung auf, dort mitzumachen: „Legen Sie los! Fangen Sie an!“

Nach der Pause, in der u.a. ein Film gezeigt wurde über ein autarkes Haus in Buxtehude, erläuterte Lothar Nolte, Geschäftsführer Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen, was Kommunen für den Klimaschutz konkret leisten können. Er ging dabei auf eine mögliche Solarpflicht für Neubauten und das überarbeitete Gebäude-Energie-Gesetz ein.

Stefan Babis, der Geschäftsführer der Stadtwerke Buxtehude, zählte ausführlich auf, was die Stadtwerke schon alles für den Klimaschutz geleistet hätten. Bei den anschließenden Fragen aus dem Publikum wurden einige Kritikpunkte genannt: Auf wiederholte Nachfragen zur 20 Jahre alten Heizungsanlage habe man keine konkrete Antwort erhalten. Herr Babis bedauerte dies und führte es auf Personalmangel zurück. Die Kommunalpolitiker sollten eine entsprechende Personalplanung bei der Stadt einfordern. 

Auch bei anderen Punkten hofft er auf eine Verbesserung, z.B. die Aufnahme von Neukunden für Grünen Strom und die Einrichtung größerer Stromspeicher, die bisher nicht wirtschaftliche waren.

In der Schlussrunde der Veranstaltung wurden die Politiker verschiedener im Rat vertretenen Parteien befragt. Erschienen waren auf die Einladung der Veranstaltenden hin Nick Freudenthal (SPD), Nils Rademacher (Grüne), Benjamin Koch-Bönke (Die Linke), Olaf Riesterer (CDU) und Wilfried Peper (BBG/FWG). Sie erläuterten, was ihre Fraktionen leisten wollen, um die Klimaneutralität in Buxtehude umzusetzen. Man war sich im Wesentlichen einig, dass im Sinne der Beiträge konkret und schnell gehandelt werden müsse. Dabei dürfe die soziale Verträglichkeit der Maßnahmen nicht vernachlässigt werden.

Die Veranstaltung wurde von den Teilnehmenden und den Veranstaltern als gelungener Auftakt der Veranstaltungsreihe zur Klimaneutralität angesehen. Es gab eine Vielzahl von Informationen und Anregungen und lebhafte Nachfragen und Diskussionspunkte auch aus dem Publikum. Die nächste Veranstaltung wird voraussichtlich im Spätherbst zum Thema „Verkehrswende“ stattfinden. (I.B.)



zurück