BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Grüne Buxtehude-Apensen

Ganztag macht Schule

Ehrlicher Austausch mit Kultusministerin Julia Willie Hamburg in Stade

Wie kann Ganztagsbetreuung in Niedersachsen gelingen? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines spontanen, aber hochrelevanten Gesprächs, das am 6. Mai im Hotel Stadthafen Stade stattfand. Zu Gast: Kultusministerin Julia Willie Hamburg. Eingeladen: Vertreter:innen aus Politik, Schule, Verwaltung – und viele, die den Alltag in Schulen hautnah erleben.

Große Herausforderung, großer Anspruch

Ab dem Schuljahr 2026/27 soll jedes Grundschulkind in Niedersachsen Anspruch auf Ganztagsbetreuung haben – an fünf Tagen pro Woche, mindestens acht Stunden täglich. Ein Meilenstein für die Bildungsgerechtigkeit – aber auch ein Mammutprojekt.

Julia Willie Hamburg machte deutlich: „Wir starten nicht mit dem Goldstandard. Der Anspruch ist da – aber die Realität fordert uns.“ Gründe dafür gibt es viele: Lehrkräftemangel, fehlende Räume, zu wenig Schulsozialarbeit. Das Land unterstützt dennoch – mit Fördermitteln für Investitionen und mehr Studienplätzen, z. B. für Deutsch als Zweitsprache.

Wie sieht es in der Praxis aus?

Die Schulleiterinnen Sabine Wolff-Stamer (Grundschule am Fleth, Bützfleth) und Angela Merbeth (Pestalozzi-Grundschule Stade) gaben ehrliche Einblicke in ihren Schulalltag. Ihre Schulen arbeiten längst unter besonderen sozialen Bedingungen: hohe Sprachvielfalt, viele Kinder mit Unterstützungsbedarf, begrenzte Ressourcen.

Wolff-Stamer betonte: „Ganztag funktioniert nur, wenn Kinder auch Ruhephasen und Bewegungsmöglichkeiten haben – aktuell fehlt dafür das Personal.“ In Bützfleth setzt man deshalb auf Selbstwirksamkeit: Nachmittagsangebote wie gemeinsames Kochen in der Schulküche stärken die Kinder spürbar.

Angela Merbeth wünscht sich für die Zukunft verlässlichere Strukturen. Ihre Schule arbeitet schon lange mit einem freiwilligen Teil-Ganztagsangebot – weiß aber auch: Ohne stabile Gruppen und ausreichend Fachkräfte bleibt das System fragil. Auch Sportvereine und Musikschulen kämpfen mit der Besetzung ihrer Nachmittagsangebote.

Perspektive Landkreis: Netzwerke, Karten, Kooperation

Anke Heidorn vom Bildungsbüro des Landkreises Stade ergänzte das Gespräch mit einem Blick auf die strategische Ebene. Ziel: vorhandene Angebote sichtbar machen, Bedarfe erfassen, Kooperationen stärken – und langfristig eine Bildungslandkarte für Ganztag im Landkreis etablieren.

Auch das Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) wurde angesprochen – als zentrale Querschnittsaufgabe für die Zukunft, nicht nur als Unterrichtsmodul.

Schule neu denken – als Lebensort für Kinder

Zum Abschluss wurde es grundsätzlich. Julia Willie Hamburg warb für ein neues Verständnis von Schule: als verlässlicher Ort, offen für verschiedene Professionen, nah an der Lebenswelt der Kinder. Als Ort, der mehr leistet als Betreuung.

Denn Ganztagsschule bedeutet nicht nur mehr Stunden – sie bedeutet mehr Chancen:

  • für gleiche Bildungsteilhabe

  • für kindgerechte Entwicklung

  • für Entlastung von Familien

  • für echten sozialen Zusammenhalt

Dass sich die Ministerin Zeit für dieses Gespräch genommen hat, war ein starkes Zeichen – für Transparenz, für Zuhören, für gemeinsames Gestalten.



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